Vom #MeToo zum „I am.“

„Was lange währt, wird endlich gut.“ So heißt es im Volksmund und wenn Mann hinschaut, wie viele Jahrtausende das Weibliche um die Gleichberechtigung kämpft, scheint es endlich soweit zu sein. Ich möchte mit meinem Text der #MeToo Bewegung nicht den Wind aus den Segeln nehmen, denn ich bin durchaus begeistert von dem Sturm, der das Schiff rücksichtslos voranpeitscht, vielmehr möchte ich vorsichtig daran erinnern, dass es Gleichberechtigung nie geben kann.

Gleichberechtigung setzt voraus, dass es zwischen Frau und Mann Unterschiede gibt, dass sie unterschiedliche Rechte haben, unterschiedlich Aufgaben und Pflichten, unterschiedliche Stärken und Schwächen, dass sie verschiedene Wesen sind. Seitdem es die Erde gibt, ist jedoch diese Trennung eine Illusion. Zugegeben eine hartnäckige, aber dennoch – eine Illusion.

Lange schon halten wir an dieser Trennung fest, obwohl sie nie mehr als Leiden mit sich brachte.

Adam und Eva

Die meisten Menschen haben keine Ahnung, was diese Geschichte bedeutet und ich werde dies mit einem kurzen Text kaum ändern können. Aber jedes Umsonst ist umgeben von einem seichten Gefühl des Seins. Sinnlosigkeit erschafft ohne Bedeutung. Und etwas, das ohne Bedeutung existiert, ist Sein.

So sind auch das Weibliche und Männliche erschaffen worden, ohne Sinn, ohne Bedeutung – der Ausdruck einer grundlosen Erfahrung. Aber wir Menschen haben ein großes Spiel daraus gemacht. Ein Spiel um Energie, Macht, Anerkennung und Abhängigkeit. Ich weiß, viele protestieren hier inständig, der Liebe wegen, nur, in dieser Geschichte hatte sie niemals einen Platz.

Die Suche nach der einen, großen Abhängigkeit

Eine alte, kitschige Geschichte, die jeder kennt und ich nicht mehr mag. Ich werde sie hier auch nicht nochmal ausführen, dafür fehlt mir der Platz und die Scheinheiligkeit, aber ich werde deutlich darauf hinweisen, dass sie vorbei ist. Es ist Schluss mit der Sehnsucht nach dem Seelenverwandten, nach der großen Abhängigkeit. Das war ein netter Versuch, aber am Ende geht er in die Annalen ein, als der größte Müll der Bewusstseinsgeschichte. Ein Klischee von Tausendundeiner Nacht bis hin zum heuchlerischen Hollywood.

Es sind diese grünen Tomaten vor den Augen, die den männlichen Teil in einen Krieg nach dem nächsten getrieben hat und den weiblichen Teil in den Fesseln der ach so wunderschönen Oberflächlichkeit legte. Und egal, wie häufig ich die Menschen daran erinnere, das Trotzige in ihnen lässt sie es morgen erneut versuchen.

Aber Aufgeben kommt nicht in Frage, den Trotz kenn‘ ich auch schon lange, also hier erneut:

Fühlen Sie, dass Abhängigkeit sich niemals füllen lässt, egal wie schön oder groß die Eroberung ist. Abhängigkeit bleibt immer nur voll von Abhängigkeit. 

Die einzige Liebe Ihres Lebens sind Sie

Ich weiß, niemand wird gerne direkt angesprochen, aber es ist an der Zeit, dass Sie nicht mehr Abhängigkeit mit Liebe verwechseln. Sie tun das schon viel zu lange und behaupten immer noch, dass es nicht so wäre. Atmen und Fühlen Sie nach.

Liebe will nichts.

Liebe kämpft nicht.

Liebe braucht nichts.

Liebe strebt nicht.

Liebe gibt nichts.

Liebe füllt nicht.

Liebe schmerzt nie.

Liebe ist.

Wenn Sie Liebe wollen, versuchen Sie es Ihr restliches Leben nur noch mit einem Satz:

„Ich liebe mich.“

„Hauptsache Brüste“ 

Der Unterschied zwischen männlichem und weiblichem Körper ist ein sehr betäubender. Der Unterschied ist marginal, aber das Männliche ließ sich so banal programmieren, dass zwei Brüste ein Leben nach dem nächsten bestimmen. Dabei findet jeder Mann die gleichen Brüste am eigenen Körper und somit schnell auch die eigene Weiblichkeit, aber wer hört mir jetzt noch richtig zu. Er hat ja Brüste gesagt!

Sie alle lächeln, aber dieses Lächeln zeigt die Traurigkeit in der Geschichte von Adam und Eva. Sie sind identisch gebaut, aber keiner kann es noch erkennen. Wir haben verlernt zu sehen. Wir sehen nur noch Sexorgane und Barbiepuppen. Fettgewebe und Fleisch.

Menschen sehen wir schon lange nicht mehr. Jeder Mensch war viele Leben beides. Jeder Körper war viele Leben beides. Männlich und weiblich als eins, als alte weise Seele, als Mensch. Jedes Spiegelbild zeigt Ihnen das deutlich. Mann und Frau sind in jedem Körper, aber wir sehen nur noch Penisse und Brüste.

Und bei jedem Blick in den Spiegel ist es wieder da, das traurig, verlegene Lächeln. Es ist dieses Lächeln, das Sie blind hält.

Der Ruf nach Einheit

Im Augenblick bewegen wir uns auf einem spannenden Pfad, denn das Weibliche, hat die Vereinigung angestoßen. Das Weibliche trägt viel Energie und Bewusstsein, aber auch die Aufopferung und die Verneinung des Körpers.

Das Weibliche hat sich lange hinter dem Objekt Körper versteckt. Es hat ihr dort gefallen, ab und zu ein Krümel Anerkennung. Ein Pfiff, ein unverschämter Blick haben ihr geschmeichelt und lange genügt.

Die Zeiten ändern sich. Es ist das Weibliche, das als vollkommener Mensch gesehen werden will. Nicht mehr als Boxenluder oder Dekoration.

Geduld mit dem Hornochsen

Das Männliche wird sich damit schwertun, denn es muss aus einem Objekt mit zwei rausgepressten Brüsten, plötzlich einen Menschen machen.

Also Geduld.

Eine Programmierung, die seit Jahrtausenden anhält und im Massenbewusstsein durch Sex, Macht, Kraft, Religionen, Arbeit und Geld tief verankert wurde, lässt sich nicht von einem Tag auf dem nächsten umschreiben.

Wie gesagt, Geduld.

Der lange Weg nach Hause

Diese Arbeit kann leichter werden, wenn Sie verinnerlichen, dass dieses Spiel von #MeToo nicht ein Kampf zwischen männlich und weiblich ist, sondern, dass ein Teil in Ihnen gegen den anderen Teil in Ihnen kämpft.

Es sind nicht die Frauen, die auf dieses Thema aufmerksam gemacht haben, es ist das Weibliche in jedem von uns. Und es sind nicht die Männer, die sich gegen das Verschwinden der Barbiepuppen wehren, sondern das Männliche in jedem von uns.

Wir sind beides. Jederzeit. Die Erfahrungen der Erde sind nicht Mann und Frau spezifisch, sondern sprechen immer den ganzen Menschen an. Das können Sie täglich wahrnehmen:

Beim Sex genießt jeder Mensch nur seinen eigenen Körper, seine eigene Wahrnehmung, sein eigenes Gefühl, das selbständige Ich.

Die Anerkennung, das Lob, die Bestätigung schmeicheln jedem Menschen.

Jeder Mensch und jeder Körper sind weich, feinfühlig, bedacht und hart, widerspenstig, rücksichtslos.

Alle Menschen weinen. Alle Menschen fluchen. Alle Menschen streben. Alle Menschen leben. Alle Menschen lügen und betrügen.

Schön, sind wir alle.

Ist da ein Unterschied zwischen Mann und Frau? Fühlen Sie sich nicht immer angesprochen?

Der Weg nach Hause wird träge und zäh. Denn verinnerlichen, dass Sie Mann und Frau gleichzeitig sind, verstört jeden Aspekt in Ihnen. Aber genau das sind Sie. Mit jedem Augenblick, mit jedem Atemzug, mit jeder Wahrnehmung. Schauen Sie Ihren Körper genau an. Fühlen Sie, wie all die hochstilisierten Unterschiede verschwimmen, weil es sie nie gab. Weil Sie sich diese, blind wie wir alle, eingeredet haben.

Der Mensch ist Eva und Adam

Sein ist nicht das Eine oder das Andere. Sein ist, praktischerweise, immer beides. Sie sind Adam und Eva.

Wir haben diese Geschichte erschaffen, wir werden sie zu Ende schreiben. Ich weiß nicht, wie viele Kapitel noch dazukommen, ich schätze, ein paar mehr werden es schon werden, aber ich weiß, wie die Erzählung endet:

Ich war oft Mann und viele Frauen,
brauchte Fülle für mein Herz.
Ich suchte lang‘ nach dem Vertrauen,
das mir schließlich gab der Schmerz.
Die kalten Zweifel grausam nagten:
„Stummes Leben sag wohin?“
Als Frau und Mann #IchAuch blind sagten,
sprach der Mensch: „Genug! – Ich bin.“