Der Mensch, ein dickköpfiges Wesen, der, obwohl für ihn nicht sichtbar, der göttliche Gestalter ist.
Die ganze Realität, das Universum, vermag er zu erschaffen, mitsamt der Illusion, dass dieses Werk nicht seines ist. So schreitet Schöpfung stets voran, getrieben von dem freien Willen, der zwangsläufig die Freiheit hat, auch eingesperrt zu sein. Hinter Stacheldraht und Gittern gedeiht schließlich das Nichts, das irgendwie, erstaunlich, aus nichts entstanden ist.
Eingesperrt in Wirklichkeit
Der Mensch wird nie aufhören zu gestalten. Und jeder Mensch kann nur seine Welt gestalten. Um sich also zu begrenzen, muss man die Illusion erzeugen, begrenzt zu sein, denn bewusst ist Begrenzung unmöglich. Und der letzte Satz erklärt, wie man diese Aufgabe bewältigt – man betäubt sein Bewusstsein.
So entsteht zunächst eine Leere, die gefüllt werden will. Denn das Sein, das „Ich bin“ erklärt einem selbst, dass man nie etwas anderes werden kann. Aber der Versuch ist erlaubt. Und so kämpft der Kopf damit, allen zu erklären, dass man nicht verantwortlich ist. Weder für diese bescheuerte Schöpfung namens Erde, noch für das eigene trostlose Dasein. Dass es hier viel zu dunkel, grausam und eng ist. Dass hier andere regieren und die Macht haben. Dass man bloß ein kleiner Mensch ist, der nur glücklich sein will.
Als wären 77 Jahre auf der Erde wirklich so lange. Als könnte man den Tod und damit die Unendlichkeit nicht sehen. Als wäre nicht seit der Geburt dieses eine Licht ständig da, das jedem zeigt, wo es hingeht. Dass niemand gefangen ist, dass niemand eingesperrt ist, dass jedes Leben hier irgendwann endet.
Aber nein. Alle spielen lieber – ich bin eingesperrt auf dieser Erde. Ich bin eingesperrt in diesem Körper. Ich bin eingesperrt in dieser Wirklichkeit.
Wirklich?
Wenn wir alle keine Schöpfer wären, wer hat dann alles hier erschaffen? Wer hat diese ganzen Straßen, Häuser und Brücken errichtet? Wer hat Kunst und Musik erschaffen? Wer schafft die Multimedien und die eigene Manipulation damit? Wer erzeugt die ganzen oberflächlichen Freizeitbeschäftigungen? Wer strickt einen Pullover? Wer erfand den Regenschirm? Wer erschafft den Gott der Arbeit, um ihn acht Stunden lang täglich anzubeten? Wer hat den Alkohol gebrannt, der anschließend der Betäubung dient, damit der nächste Tag auf den Knien machbar bleibt? Wer kann sich das Leben nehmen? Wer erschafft das Leben? Wer sitzt da, auf einem Stuhl und liest gerade diese Zeilen?
Der Schöpfer selbst. Der Schöpfer seiner Welt, seines Weges, seiner Erde.
Zeit aufzuwachen. Geld erschafft nichts. Zeit erschafft nichts. Macht erschafft nichts. Nur der Mensch erschafft.
Jeder Mensch in seiner Einzigartigkeit ist der Schöpfer dieser Realität. Und ob Sie es sehen wollen oder nicht, Sie erschaffen täglich etwas. Und mag es ein Dachstuhl sein, ein leeres Blatt Papier, eine Erinnerung, eine Weile, eine Telefonliste oder einfach nur Kummer – egal, Tatsache ist, Sie sind der Schöpfer.
Im Schlaf der Götter
Wenn Sie nachts ihr Bett aufsuchen, wissen Sie das. Ein wohliges Vertrauen wiegt Sie in den Schlaf. Wenn Sie es nur zulassen. Die meisten bevorzugen aber auch hier, zunächst Drama, Sorgen und Probleme zu wälzen. Doch irgendwann erschöpft, bezwingt der göttliche Schlaf jeden. Wiedererwacht, spielt der erste Gedanke die altbekannte Platte. Oh, ich habe aber schlecht geschlafen, oder verschlafen, oder heut ist aber ein langer Tag, oder der größte Hit, das ist mir viel zu früh. Anstatt einfach nur wahrzunehmen, dass man wieder da ist – wieder auf diesem Sandkorn in dem unendlich weiten Multiversum. Wo man wohl war? Wo geht man jede Nacht überhaupt hin? Nein, lieber wird die Klarheit der eigenen Existenz verdrängt. Jeden Morgen aufs Neue.
Diese einfachen Fragen würden genügen, um wach zu bleiben. Es sind zwei und die zwei, wenn Sie die Antwort fühlen, genügen, um Ihnen zu zeigen, wer Sie sind. Was Leben ist, was Tod ist, was Sein ist. Aber ich weiß, ich verschwende meine Zeit, also ganz anders.
Der Schmerz der Einsicht
Dickköpfigkeit bestimmt das menschliche Wesen. Also haben wir Schmerz, Verzweiflung, Angst, Grausamkeit und Leid erfunden, damit wir irgendwie zum Herzen vordringen. Zum fühlenden, göttlichen Herzen. Und kaum ein Fremder würde es glauben, aber es funktioniert. Der Mensch hat diese unglaubliche Eigenschaft, dass, je besser er versteht, wieviel Angst möglich ist, wie schmerzvoll Grausamkeit für Täter und Opfer ist, wie sehr Verzweiflung weh tut und Leid alles einnehmen kann, umso leichter wacht er auf. Aus Mitgefühl. Aus Verständnis. Aus der Einsicht heraus, dass man alles anstellen kann, nur um wieder fühlen zu können. Nur um wieder leben zu können. Nur um wieder ein bisschen sein Herz zu öffnen.
Übertreiben wir? Absolut. Deshalb erzeugt unsere Einsicht so viel Schmerz auf dieser Erde. Hier will niemand den einfachsten, sondern jeder will den einen, seinen Drama-Weg.
And so it is.